Gymnocalycium hyptiacanthum

Guten Morgen Gast. Schön, dass Sie mal hereinschauen! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Sukkulentenforum"-Team.
  • Herzlichen Glückwunsch, werter Markus!
    Die nur halbherzig geöffnete Blüte ist wetter- oder artbedingt? Wobei aber die gymnocalycium-untypische Blütenfarbe dafür locker entschädigt.

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Dann drück ich mal ganz fest die Daumen, dass noch rechtzeitig der nötige Sonnenschein kommt.

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  • Auch dieses schöne Stück blühte gestern bei heiterem Himmel erstmalig auf:
    Eine G. hyptiacanthum Spezies. Bekommen habe ich die Pflanze seinerzeit als "G. mesopotamicum P 241". Als Jungpflanze ohne Blüten kann man da schon mal getäuscht werden, aber nun haben wir Gewissheit. G. mesopotamicum ist ein Graslandbewohner aus dem Tiefland von Corrientes mit extrem langer Blüte, welche sehr hell, fast weiß ist. Dies hier ist ein klassischer Vertreter von G. hyptiacanthum; kurze, gestauchte grün-gelbe Blüte. Auch Dornen und Körperbau sind ein wenig anders als bei G. mesopotamicum. Wenn sich meine mesopot-Vertreter zum Blühen entschließen, werde ich selbstverständlich hier mal ein Kurzportrait verfassen, sofern noch nicht geschehen durch die anderen Gymnosiasten. :)



    Übrigens Markus: Deine Pflanze MM 371 darf man neuerdings wieder G. netrelianum nennen. Massimo Meregalli ist sich bei seiner Umkombination (alle G. netrelianum, G. uruguayense und G. leeanum sind nur Unterarten von G. hyptiacanthum) anscheinend nicht mehr so ganz sicher. ;)

    Gruß Stefan

  • Auch in diesem Mai wieder:



    Genau wie G. bruchii oder G. andreae gehören auch diese Gymnos der Samengruppe Macrosemineum zu den ausgesprochenen Frühblühern.
    Heute konnte ich beobachten, dass die Blüten der Pflanze eindeutig weiblich sind. Bei diesen Antheren ist nix los. Dieses Verhalten ist für viele Gymnos der SG Macrosemineum (z. B. G. netrelianum, G. urugayense, G. leeanum) typisch. Hingegen bei G. denudatum, G. horstii oder G. buenekeri aus der selben Samengruppe hab' ich das noch nicht beobachtet.

    Gruß Stefan

  • Ganz ehrlich? Das war mir gar nicht bewusst! Hab nie genau hingeschaut. :whistling:

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom

  • Wenn nur die Narbe vorhanden ist, ohne Staubbeutel, dann weiblich und umgekehrt.

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    Tom

  • Mal extra für Dea (auch wenn's vielleicht Off-topic wird):
    Die meisten Gymnocalycien haben einhäusige Blüten: Das heißt, es finden sich darin sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane (in einem "Haus"). Dies sind die weiblichen: Mittig in der Blüte von unten nach oben der Fruchtknoten (mit den Samenanlagen), darüber der Stempel und abschließend die Narbe. Männliche Teile sind die Staubfäden (Filamente) mit abschließend den Antheren (Staubbeutel), auf denen der Pollen sitzt. Sie sind also Zwitter. Dies empfinden viele Botaniker und andere Gelehrte als die ursprünglichste Art der Vermehrung über Blüten.


    Hier mal 1 Bild einer typischen einhäusigen Blüte von G. bruchii.

    Man erkennt im Zentrum gut die weit geöffnete Narbe mit ihren Lappen (voll bereit, auch den kleinsten Pollen aufzunehmen) und die Staubbeutel aussen herum, mit ordentlich schön gelben Pollen.


    Und nun zur Diözie (Zweihäusigkeit). Es finden sich an einer Pflanze nur Blüten mit entweder männlichen Geschlechtsorganen, oder Blüten mit weiblichen Merkmalen. Das heißt, die Merkmale befinden sich in "zwei getrennten Häusern", deshalb einhäusig-zweihäusig.
    Diese Art der Blüten ist morderner und entwicklungstechnisch jünger. Speziell bei Gymnocalycium sind jene Arten, welche zur Zweihäusigkeit neigen, immer sprossend. Sie vermehren sich demnach nicht nur generativ(über ihre Blüten), sondern auch vegetativ (Klone von sich selbst). Wär ja auch dumm, wenn es weit und breit nur einen Gymno mit viel Pollen in seiner männlichen Blüte gibt, aber die nächste "Dame" wächst unerreichbar für meine Bestäuber hinter der nächsten Anden-Kette, welche vielleicht über 3000 Meter hoch ist. Dies wäre zur Arterhaltung suboptimal. Hier wird also auch auf die Eigen-Reproduzierung gesetzt. Der Genpool ist aber anscheinend fit genug, dass es zu keiner Degenerierung kommt.
    Eine rein männliche Blüte hat zum Beispiel G. uruguayense:

    Die Antheren sind gut ausgebildet, voll mit puderigen Pollen, die Narbe hingegen ist extrem kurz und verkümmert.


    Sehr "weiblich" hingegen die Blüte, wie oben erwähnt, von G. hyptiacanthum:

    Eine wieder weit geöffnete Narbe (Blüte also in voller Anthese), aber die Staubbeutel (Antheren) sind an deren Fäden (Filamente) verkümmert und tragen keinen oder nur sehr wenig Pollen.


    Des öfteren wurde aber schon berichtet, dass die Zweihäusigkeit speziell bei den Arten aus Uruguay irgendwie noch nicht ganz gefestigt ist. So gibt es G. urugayense (oder auch G. netrelianum), welche sehr wohl einhäusig sind. Am selben Standort findet man blühende Pflanzen mit allen drei Möglichkeiten: Männlich, weiblich, beides. Das bedeutet aber nicht, dass eine einzelne Pflanze ihr Geschlecht ändern könnte. Einmal weiblich, immer weiblich und umgekehrt.

    Gruß Stefan

  • Ich bin zwar nicht Dea, habe aber auch mit Interesse gelesen und es nun auch mal kapiert, vor allem, weil Du die Fotos mit eingestellt hast. Danke dafür! Urs

    Quallen haben 650 Millionen Jahre ohne Gehirn überlebt. Das gibt vielen Menschen Hoffnung.

  • Vielen lieben Dank, Gymnofan! Sehr gut erklärt und veranschaulicht. :thumbup:


    Sie sind also Zwitter. Dies empfinden viele Botaniker und andere Gelehrte als die ursprünglichste Art der Vermehrung über Blüten.


    Ja, ich erinnere mich schwach, dass wir den Aufbau einer Blüte im Biologie-Unterricht auch so gelernt haben. Von männlich/weiblich hat uns unser Lehrer aber nix erzählt. :evil:


    Ist schon faszinierend, was es in der Natur so alles gibt!

  • Kann nur an uns liegen............. 8|

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    Tom

  • Schön dargestellt, werter Stefan!


    Um Dea nun noch etwas mehr zu verwirren: Gerade auch aus Uruguay und Umgebung gibt es dann auch noch in der Gattung Frailea kleistogame Blüten. Wenn man grad keine Lust auf Bienchen o.ä. hat (Migräne usw.), dann macht man die Blüte erst gar nicht auf, sondern bestäubt sich selbst noch in der Knospe und setzt so erfolgreich Samen an (welcher aber dann in diesem Fall natürlich nicht zu einer Erweiterung des Genpools beiträgt, was sonst immer oberste Priorität haben sollte).


    So, und nun können wir diesen Thread wieder dem Gymnocalycium hyptiacanthum überlassen (wobei sich zu dieser Thematik auch mal ein eigener Thread lohnen würde - bin aber grad im Urlaub und werde deshalb sicher nix verschieben).

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Eine wirklich wunderschöne Pflanze!! :thumbup:

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    Tom