Verbrennungen (abiotische Umweltfaktoren)

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  • Dieser dem alten Forum entnommene Bericht, wurde erstellt von Robby, unter Mithilfe von: Edmund


    Ursache
    Vermutlich gibt es zweierlei Ursachen. Meistens ist stauende Hitze schuld an Verbrennungen (thermische Schädigung). Steigen die Temperaturen über 40 bis 45 Grad C. kann es zu Schäden kommen. Derartige Verbrennungen gibt es fast ausschließlich unter Glas im Frühbeet bzw. im Gewächshaus. Hier wird zumindest ein Teil der UV-Strahlung weggefiltert, besonders wenn Fensterglas beim Bau verwendet wurde. Durch die Überhitzung werden die Pflanzen unter Stress gesetzt. Dieser Stress führt dazu, dass Krankheitserreger wie Viren, Pilze etc. aktiv werden können, deren Sporen bereits in der Pflanze finden, Viren dürften sich bereits schon in die Zellen eingeschleust haben. Hochgebirgsarten (Lobivia, Sulcorebutien...) und einige Arten mit extrem südlicher bzw. nördlicher Verbreitung (z.B. Toumeya papyracantha) sollte immer frischer Wind um die Nase wehen.
    Unklar ist, ob die thermische Schädigung der Epidermis dadurch entsteht, dass Wasser nicht schnell genug nachgeliefert werden kann und das Schadbild quasi durch extreme Austrocknung an der Oberfläche entsteht. Wenn das so wäre, könnte rechtzeitiges Füllen (Wässern) der Pflanzen solche Schäden vermeiden. Bei Lophophora williamsii wurde beobachtet, dass sich Schäden nicht durch Verfärbung (Wasserverlust?) der gefährdeten, exponierten Stellen erkennen lassen, sondern runzlich bzw. leicht faltig werden. Das lässt zweifellos auf lokalen Wasserverlust schliessen.


    In den letzten Jahren mehren sich Berichte, wo die Epidermis der Pflanzen auch durch UV-Strahlung des Sonnenlichts geschädigt wird. Hier trifft es v.a. Pflanzen, welche im Freien dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt sind.


    Widerlegt ist dagegen das hartnäckige Gerücht, Wassertropfen auf den Pflanzen könnten infolge eines Lupeneffektes zu Verbrennungen führen. Experimente in Arizona bei 43 Grad C. haben gezeigt, dass ein Gießen, egal zu welcher Tageszeit, nicht zu Verbrennungen führt. Andererseits könnte evtl. die Reflektion und Bündelung der UV-Strahlung durch die Oberfläche des Substrats zu beobachteten Schädigungen im bodennahen Bereich der Pflanze insbesondere bei Sämlingen führen.


    Kakteen und Sukkulenten sind unterschiedlich empfindlich gegenüber Verbrennungen. Ganz entscheidend ist die Abhärtung. Pflanzen die frisch aus einem dunklen Überwinterungsquartier oder aus einem lichtarmen Baumarkt kommen sind extrem gefährdet. Dagegen halten Pflanzen, welche seit Jahren die Hängeborde der Gewächshäuser besiedeln, eine ganze Menge aus.


    Schadbild
    Zunächst verfärben sich die Pflanzen mit rötlichen oder violetten Farbtönen auf der Sonnenseite. Dies ist ein akutes Warnzeichen und man sollte schnellstens eingreifen. Noch sind keine dauerhaften Schäden eingetreten. Allerdings muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass für manche Arten solche Verfärbungen durchaus arttypisch sind und nicht zwangsläufig zu Verbrennungen führen werden.
    Wenn nicht reagiert wird, kommt es zu irreparablen Schädigungen der Epidermis. Die sonnenbeschienenen Bereiche verfärben sich weißlich-hellbraun und sinken ein. Eine Heilung diesr Bereiche ist nicht mehr möglich. Es dauert meist viele Jahre bis solche Entstellungen halbwegs verwachsen sind. Besonders starke Verbrennungen, v.a. bei Jungpflanzen, können auch zum Absterben der ganzen Pflanze führen. Vielfach wird man aber auch Überlebende besser der Mülltonne zuführen, da die Pflanzen über Jahre hinweg nur noch hässlich sind. Seltene Exemplare können ggfs. noch zu Vermehrungszwecken aufbewahrt werden.


    Vermeidung
    Zunächst ist intensives Beobachten, v.a. in den Monaten April bis Juli (Tageslänge!) wichtig. Bei einsetzender Verfärbung müssen die Pflanzen schattiert werden. Um diesen Zeitpunkt möglicht zu verzögern hilft intensives Lüften. Wobei passives Lüften (Fenster öffnen) meist nicht allzu wirksam ist. Weit besser ist der Einsatz von Ventilatoren, welche am besten temperatur- oder zumindest zeitgesteuert werden.
    Gegen Schäden durch UV-Strahlung helfen möglicherweise auch zusätzliche Gaben von Magnesium und Eisen. Zumindest sollte darauf geachtet werden, dass kein Mangel besonders an den genannten Mineralien eintritt. Ob hier rechtzeitiges Düngen im Frühjahr lindernd wirkt, ist ebenfalls in Betracht zu ziehen.
    Natürlich sollte auch der Zustand der Wurzeln berücksichtigt werden. Frisch umgetopfte Pflanzen oder Pflanzen mit Wurzelschaden müssen schattiert werden. Dies gilt auch für kleine Sämlinge.


    Bekämpfung
    Nicht möglich! Maßnahmen beschränken sich auf Beobachtung und Vorbeugen.

  • 8) Moin Markus,


    dem kann ich in sämtlichen Punkten nur zustimmen.


    Jeder Neuling, sowie auch "alte Hasen", sollte diesen Bericht gelesen haben und besonders den Bereich der Lüftungshinweise, wobei ich immer zu Thermostat gesteuerter Lüftung rate, zu beachten, wenn ihm seine Sammlung lieb und teuer ist.


    ciao, Tom.

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom