Nun gut, Matthias hat mich davon überzeugt, die Geschichte seiner Mammillaria prolifera zu erzählen.
Der eigentliche Grund für die Reise des Kaktus nach Deutschland war die Machtübernahme eines Landsmannes von Sabel eines gewissen Adolf Schicklgruber. Der Vater ihres Reisebegleiters war, nachdem der Ruinenbaumeister klar gemacht hatte, daß die Zukunft für die Angehörigen seiner Religion düster aussehen solle, nach Paraguay ausgewandert. Sein Sohn sollte nach dem Abitur in Paraguay in Erlangen Mathematik studieren. Am Flughafen von Asuncion gab ihm einer seiner Freunde den in Heimaterde eingepflanzten Kaktus.
In einer warmen Sommernacht im Jahre 2002 hörte ich Geklirr und laute Stimmen vom Gehsteig vor meiner Wohnung. Der Reisebegleiter unserer Mammillaria prolifera war mit seiner Freundin in Streit geraten und hatte eine Flasche argentinischen Rotweins, die er zuvor geleert hatte, auf der Kühlerhaube eines parkenden Wagens zerschmettert. Ich kam gerade dazu, als ein Polizist ihm erkärte, daß er wohl mit einer Anzeige zu rechnen hätte. Er erwiderte, daß es wohl besser sei, Gewalt gegen Sachen als gegen Personen anzuwenden. Nachdem die Polizei weggefahren war, kam ich mit ihm ins Gespräch und half zusammen mit seiner Freundin, unter Bereitstellung der nötigen Ausrüstung, die Scherben vom Gehsteig zu entfernen. So erfuhr ich, daß er einen Kaktus sein eigen nannte, der rote "Bärla" trug.
Ein Jahr später zog er aus unserer Straße weg, und zum Abschied schenkte er mir die Pflanze, die in einer kleinen Moccatasse ihr Dasein fristete.
Wie euch allen bekannt ist, kommen Mammillarien nicht in Paraguay vor, jedenfalls sind sie dort nicht endemisch...