Vor knapp 10 Wochen wandte sich ein Freund, der Orchideen sammelt, mit der Bitte an mich, eine madegassische Erdorchidee von ihm zu übernehmen, weil er ihr nicht die Bedingungen bieten könne, die diese Pflanze braucht. Er begründete seine Bitte damit, daß ich Erfahrung im Umgang mit madegassischen Pflanzen habe, und die Orchidee bei mir sicherlich besser aufgehoben sei als bei ihm. Er pflegte die Pflanze mehr als ein Jahr. In dieser Zeit gab die Orchidee keinen Mucks von sich. Sie bildete weder neue Blätter noch Blüten, noch zeigte sie sichtlich Wachstum. Ich entsprach seinem Wunsch sehr zögerlich, schließlich steht mir kaum Platz für weitere Pflanzen zur Verfügung. Als ich das Päckchen öffnete, war ich sehr erschrocken. Die Pflanze erschien mir mehr tot als lebendig. Mit einer Gartenschere knipste ich die mir leblos erscheinenden Teile der Pflanze ab, und pflanzte den Rest in Kakteenerde von Haage, und goß zunächst sehr sparsam. Ich stellte die Orchidee an einen sehr hellen Ort, dorthin, wo sie nur in den Morgenstunden direkter Sonne ausgesetzt ist. Nach knapp drei Wochen schob sich ein neues Blatt aus dem Erdreich, und knapp zwei Wochen darauf erschien - oh Wunder - ein Blütenstengel. Die blühende Pflanze dokumentierte ich sogleich fotografisch. Der Vorbesitzer freute sich und beglückwünschte sich selbst zu der Entscheidung, die Pflanze abzugeben. Und ich freute mich, weil ich keinerlei Erfahrungen habe mit Orchideen. Das Namensschild habe ich beim Auspacken der Pflanze übersehen, und aus Versehen mit der Verpackung entsorgt. Es war der einzige Hinweis auf die Identität der Pflanze. Der Vorbesitzer hat den Namen vergessen. Es ist wohl eine sehr seltene Hybride. So muss die Pflanze nun ohne Namen leben. Wer weiß, wie lange sie bei mir durchhält.
Gruß,
Norbert