Euphorbia mangelsdorffii

Guten Morgen Gast. Schön, dass Sie mal hereinschauen! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Sukkulentenforum"-Team.
  • Der gute Norbert hat seine Pflanze schon einige Male bei den Euphorbienbildern gezeigt und erwähnt, aber ich denke, die Pflanze hat einen eigenen Thread verdient.
    Ende Mai erhielt ich einen bewurzelten Dreiblattsteckling von Norbert. Vielen Dank noch mal!
    Knapp einen Monat danach stand er felsenfest im Topf und begann auszutreiben.
    Nun, weitere zwei Monate später schiebt das Pflänzchen das achte Blatt und hat einen Blütenstand gebildet.



    LG
    Frauke

  • Das ist Norberts Qualitätsware wie man sie kennt und schätzt! 8o
    Danke fürs Vorstellen.

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Herzlichen Glückwunsch zur tollen Pflanze und zum Fortschritt! :thumbup:

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom

  • Nun, weitere zwei Monate später schiebt das Pflänzchen das achte Blatt und hat einen Blütenstand gebildet.

    Herzlichen Glückwunsch zur ersten Blüte, Frauke! Offensichtlich fühlt sich das Pflänzchen bei Dir sehr wohl. :thumbup:


    Ein wenig hast Du mich durch die Eröffnung des Threads in Verlegenheit gebracht, denn ich signalisierte vor langer Zeit meine Bereitschaft, das Thema E. mangelsdorffii zu eröffnen. :huh: Die selbstverordnete Aufgabe schob ich lange vor mir her, weil ich mich verpflichtet fühlte, mehr als ein paar Zeilen zu schreiben, und mir Informationen fehlten.
    Aus verschiedenen Gründen ist Euphorbia mangelsdorffii eine bemerkenswerte Pflanze. Doch was macht E. mangelsdorffii so besonders?
    Sie kommt sehr, sehr selten in Sammlungen vor; die Pflanze selbst und ihre Samen werden gegenwärtig nicht zum Kauf angeboten.
    Kaum aufzutreiben sind Bilder von der Pflanze.
    Daneben wissen wir sehr wenig über die Kultur der Pflanze. Im Netz betritt dieser Thread Neuland. ;)
    Matthias hat vor einiger Zeit zurecht gefragt, ob E. mangelsdorffii überhaupt sukkulente Eigenschaften hat. Darauf komme ich später zurück, denn das ökologische Verhalten der Pflanze ist nicht so einfach beschreibbar.


    Euphorbia mangelsdoffii wurde von Ralph D. Mangelsdorff 1997 während einer Madagaskarreise entdeckt. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung und die Benennung der Pflanze verdanken wir Prof. Rauh. Wie ich erfuhr, wollte Mangelsdorff der Pflanze einen anderen Namen geben. Veröffentlicht wurde die Erstbeschreibung 1998 in der Februarausgabe der Zeitschrift KuaS. Meines Wissens ist dies der einzige Artikel der nähere Informationen zur Pflanze bietet.
    Mangelsdorff fand die Pflanze in einer Höhe von 600 m in einer Umgebung mit höherer Luftfeuchtigkeit, und bezeichnete die dortige Flora als Hungervegetation. E. mangelsdorffii wächst auf reinem Quarzsand inmitten von feuchten Moosen und Flechten. Laut dem Artikel bildet die Pflanze waagerecht kriechende, bis ca. 120 cm lange Ausläufer, welche an ihren Enden die Wuchsrichtung ändern, indem sie "krautartig" nach oben sprießen. Dort, wo die Ausläufer die Wuchsrichtung ändern, bilden sie Wurzeln. Später vergehen die waagerechten Sproßabschnitte. Der Begriff Stolonen wird im Artikel nicht verwendet. Die Beschreibung legt nah, dass sich die Pflanze im Habitat ungeschlechtlich vermehrt. Da E. mangelsdorffii jedoch auch über Cyathien verfügt, ist es durchaus vorstellbar, dass sie sich parallel generativ vermehrt.
    Rauh meint, aufgrund ihres ökologischen Verhaltend sei E. mangelsdorffii weder eine Sukkulente noch ein Xerophyt, eher ein Mesophyt. Und V. Buddensieck übernimmt in der Beschreibung der Pflanze (CD: Succulent Euphorbias) fast wörtlich dessen Einschätzung. Diese Beschreibung befindet sich auf der CD übrigens in der Abteilung "semi-sukklente oder xerophytische Euphorbien". Xavier Aubriot vertritt 2012 in seiner Doktorarbeit mit dem Titel "Radiations évolutives, « innovations clés » et notions d’espèces dans le genre Euphorbia L. à Madagascar" die Auffassung die Blätter von E. mangelsdorffii haben semi-sukkulente Eigenschaften.


    Bei mir zu Hause, im Blumentopf, zeigt E. mangelsdorffii teils andere Eigenschaften. Das ist kein Wunder. Schließlich steht ihr für die Bildung überlanger Ausläufer kaum Raum zur Verfügung. Zudem sind Moose und Flechten nicht vorhanden, und die Luftfeuchtigkeit ist bei mir eher niedrig. In meinem größeren Blumentopf befinden sich fünf Pflanzen. Bislang hat keine dieser Pflanzen versucht, an der Basis kriechende Seitentriebe zu bilden, weder im noch auf dem Substrat. Die Pflanzen wachsen zwar alle in ein und dem selben Topf, stehen aber aus Testzwecken in verschiedenen Substraten: in über 50 Prozent mineralischen, in Kakteenerde von Haage (mit humosen Anteilen) und in reinem Sphagnum. Die Pflanzen zeigen in der Entwicklung keine für mich sichtbaren Unterschiede. E. mangelsdorffii dünge ich sehr selten. Ihre Seitentriebe neigen teils zu waagerechtem Wachstum und biegen sich an der Spitze nach oben. Ich versuche zu vermeiden, dass das Substrat vollständig austrocknet; gieße sie jedoch in unregelmäßigen Abständen. Manchmal steht die Pflanze deshalb sehr feucht, und manchmal sehr trocken. Im Winter gieße ich sie mäßig bis wenig. Sie wirft in dieser Zeit einen Teil ihrer Blätter ab. Die Pflanze verträgt Überwinterungstemperaturen um die 14-15 Grad. Getestet habe ich dies mit dem Ableger, den nun Frauke pflegt. Ich habe diesen Ableger im "kühleren" Winterquartier nur ein einziges Mal mit ein wenig Wasser bedacht. Der große Topf mit den fünf Pflanzen steht bei mir in der Ruhephase auf dem Fensterbrett bei Temperaturen zwischen 22-25 Grad, direkt über der Heizung. Ich habe diese Pflanzen mit relativ wenig Wasser "durchkultiviert". Am besten gedeiht bei mir E. mangelsdorffii in einem sehr hellen Bereich des Fensterbretts. Direkte Sonne toleriert sie temporär. Deshalb sind manche Pflanzen stets im Schatten und andere im Halbschatten.

    Was gibt es am Ende dieses langen Textes sonst noch zu sagen? Diese Pflanze macht große Freude. Sie blüht, und durch die ständig zunehmende Zahl bewurzelter Ableger, vermehrt sie sich. Samen konnte ich noch nicht erzeugen, da sie kaum Pollen produziert. In diesem Punkt verhalten sich meine Pflanzen artgemäß, denn in Rauhs Beschreibung steht: "Cyathien zwittrig, selten männlich". Nichtsdestotrotz habe ich heute wieder den Pinsel geschwungen. Wie heißt es so schön: "Hoffnung vergeht nicht".

    Bislang hatte ich beim Fotografieren der Pflanze die größten Probleme. Doch heute errang ich - meiner Meinung nach - den ersten qualitativen Durchbruch, und habe eine neue Phase meiner bildlichen Dokumentation von E. mangelsdorffii eingeleitet. :D Mit den Ganzkörperportraits bin ich erstmalig zufrieden. Die Blüten sind im Gewirr der Blätter und Triebe erkennbar. Alle Fotos entstanden wie immer ohne Blitz.

    Gruß,
    Norbert

  • Vielen Dank für die ausführliche Vorstellung dieser wirklich interessanten Euphorbia, Norbert. Nicht nur dass sie wunderschön ist, auch das "kriechende" Wachstum finde ich toll und spannend. Die Fotos sind wirklich super geworden... :)



    Ich wünsche Euch beiden viel Erfolg bei der Kultivierung dieser seltenen Art! Ich hoffe Ihr haltet uns auf dem Laufenden.


    ..

  • Jo, die Fotos sind wirklich gut geworden. Besten Dank für diese sehr ausführliche Vorstellung! Freut mich sehr, dass hier mal wieder Neuland im Forum betreten wird. Interessante Pflanze! Aber vom Fotowettbewerb sollten wir sie lieber mal ausschließen. ;)
    An sich ist schon davon auszuehen, dass sie neben der vegetativen Vermehrung auch auf generative Vermehrung setzt. Sonst würde sie ja auch nicht so viel Energie in die Blüten investieren.

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Vielen Dank für den Hintergrundbericht und sagenhafte Fotos! :thumbup:

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom

  • In meinem vorigen Beitrag vergaß ich zu erwähnen, dass die Stecklinge von E. mangelsdorffii im Wasserglas relativ zügig Wurzeln bilden.


    Gruß,
    Norbert

  • Trifft dies nur für diese Art zu oder kann man dies noch für andere Species der Euphorbien schliessen?

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom

  • Das hat sie prima hin bekommen! Schöne Farbe! :thumbup:

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom

  • Meine beiden von Norbert erhaltenen Euphorbia mangelsdorffii sind gut angewachsen und haben sogar Blüten angesetzt. :)


    Ich hoffe in den nächsten Tagen ein Foto davon einstellen zu können.

    Gruß Markus

  • Unschuldiges Weiß ist ja bei Euphorbien auch nicht unbedingt Alltag. Wobei die Scheinblüten bei Norbert aber einen leichten rosa Touch hatten.
    Glückwunsch zu den ersten Blüten! :thumbup:

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969