Kugelkakteen, welche zu Säulen mutieren

Guten Tag Gast. Schön, dass Sie mal hereinschauen! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Sukkulentenforum"-Team.
  • Hallo allerseits!


    Das man bei entsprechend abartiger Kultur jeden Kugelkaktus zum Cereus mutieren lassen kann, ist wohl hinlänglich bekannt. Hier mal ein paar altbekannte aber dafür umso erschreckendere Beispiele, welche mir irgendwann mal über den Weg gelaufen sind.
    Sulcorebutia rauschii:


    Notocactus (magnificus? Auch wenn da sicher nix mehr magnificent ist). Erinnert vom Habitus schon eher an Stephanocereus luetzelburgii:


    Und der Oberkracher wollte mal ein ordinärer Schwiegermutterstuhl werden. So ist es halt ein Echinocereus grusonii geworden:


    Dabei hatten die letzten beiden Exemplare sogar einen Fensterplatz. Allerdings Ostseite in einem dunklen Treppenhaus mit dickem Baum davor. Fensterplatz allein reicht halt für die allermeisten Kakteen nicht.

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Interessanter wird es da schon bei diversen Kugelkakteen im fortgeschrittenen Alter. War es da wirklich eine fehlerhafte Kultur inkl. Lichtmangel? Oder ist es einfach nur das Alter, welches aus den Kugeln kleine Säulen gemacht hat? Oder eine Kombination aus beidem? Meist kennt man die Pflanzen ja in eher jüngerem Stadium von Fotos oder auch aus der eigenen Sammlung.


    Hier mal zwei Beispiele von der Börse in Schweinfurt. Das erste ist ein Acanthocalycium glaucum, welches mir trotz des säuligen Habitus von der Bereifung (welche auf dem Foto nicht annähernd rüberkommt) her einfach super gefallen hat. Ich hab wirklich lange überlegt, ob ich mir das Teil mitnehm:

    Werden die als alte Säcke wirklich so extrem säulig? Laut Anderson immerhin "6-15 cm hoch".


    Noch extremer ist die Mammillaria albiflora. Jeder Börsenbesucher durfte/sollte am Glücksrad drehen. In meiner Gewinnkategorie hat mich eigentlich gar nichts angesprochen - außer die Mammillaria albiflora, welche ich zwar im zunehmenden Alter schon als gestreckt wachsend kenne. Aber so extrem?

    Kulturfehler oder Alter? Die ist so hässlich, dass sie fast schon wieder genial aussieht. Laut Anderson "bis 5 cm hoch und höher".


    Sicher habt ihr in eueren Sammlungen auch so Pseudo-Cereen, oder? Immer her damit!

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  • immerhin "6-15 cm hoch


    ....bei welchem Dm.?


    Immer her damit!


    ....aus einer Sammlungsauflösung hatte ich mal Epithelanthen, die sahen ähnlich aus.... :wacko:

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom

  • bei welchem Dm.?

    3 - 7 cm, laut Herrn Anderson.



    aus einer Sammlungsauflösung hatte ich mal Epithelanthen, die sahen ähnlich aus

    Aber gepfropft, oder? Solche Wüstenpflanzen bekommt man doch nicht mal mit dauerfeuchter, düngerbetonter Wasserpflanzenkultur zu solchen Stengeln.



    Ansonsten fiel mir grad noch der alte Echinofossulo ein:

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  • Aber gepfropft, oder?


    Nö, bewurzelt, aber so dicht an dicht gestellt, dass sie gar nicht anders wachsen konnten... :wacko:

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    Tom

  • Da liegt dann also der Hund begraben. Somit auch eine Art Kulturfehler.

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  • Ein super interessanter Beitrag, Matthias - Danke dafür!
    Wo hast du nur diese absolut verhunzten armen Kakteen abgelichtet? Und deren Besitzer scheinen sich ob deren trauriger Gestalt noch nicht mal zu schämen.........
    Der Sulco ist noch am besten, da kann man sich mit viel Phantasie einen Mini-Saguaro vorstellen.
    Die anderen beiden sind einfach nur....gruselig ;(


    Alt und säulig ist dagegen in Würde gealtert, das darf sein. Und der große alte Echinofossulo kindelt ja sogar - so ist für Nachwuchs gesorgt ;)
    Die finde ich schön- und da stört mich deren vielleicht untypischer Pseudosäulenwuchs auch überhaupt nicht.
    Bei mir gibt es eine von Oma ererbte Lobivia (?), die fühlt sich auch wie ein Cereus. Und ist dazu noch im unteren Bereich wiesenbewohnertypisch verholzt.
    Aber sie hat die allererste Knospe ever - und die sieht wirklich nach Lobivia aus.
    Fotografiere ich am Wochenende mal, jetzt muss ich zur Arbeit.


    Viele Grüße in die Runde!

  • Und der große alte Echinofossulo kindelt ja sogar

    Ist ja ein altes Foto. Der Nachwuchs wächst und blüht längst auf eigenen Wurzeln im eigenen Töpfchen.



    Wo hast du nur diese absolut verhunzten armen Kakteen abgelichtet?

    In einem Dresdner Treppenhaus. Die hatten wir doch schon im Dezember hier...


    Hab ja bewusst diese Extremvergeilungen getrennt von den in Würde (oder doch in Kombination mit Kulturfehlern?) gealterten Exemplaren in zwei verschiedenen Beiträgen eingestellt. ;)

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  • Somit auch eine Art Kulturfehler.


    Absolut. Aber lästern wir mal nicht über einen Verstorbenen, die letzten Jahre hat er nichts mehr ändern können..........außer früher abgeben..... :wacko:

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    Tom

  • Natürlich soll über niemanden gelästert werden, schon gar nicht posthum - aber Kern des Threads ist ja: Ist die Wuchsform der Kakteen in Beitrag 2 "normal" und "natürlich", oder auf Kulturfehler, welcher Art auch immer, zurückzuführen?

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  • Die Mammillaria gefällt mir gut ;) . Sieht immer noch natürlich aus und erinnert mich an einige Uralt-Chilenen, die ich mal hatte und auch in die Höhe gingen. Das Acanthocalycium ist noch im Rahmen, oder? Glaucum wächst auch bei mir säuliger als die anderen Arten.

  • erinnert mich an einige Uralt-Chilenen

    Du meinst sowas hier?


    Okay, das ist jetzt die Eriosyce paucicostata subsp. paucicostata, welche auch im Habitat mal zylindrisch wächst. Aber gerade manche Eriosyce-Arten, welche sich im Habitat fast bis zur Unkenntlichkeit im Substrat verstecken, neigen im sehr fortgeschrittenen Alter in Kultur doch auch zu einem auffälligen Längenwachstum. Da sieht man mal, wie gut es denen in Kultur geht.


    Ansonsten dank ich dir für deine Einschätzung. Du hast da mehr Erfahrung als ich und wenn du sagst, dass das beim Acanthocalycium glaucum im Rahmen ist, dann glaub ich dir das gerne. Hab halt bisher noch keine so alten, gestreckten Exemplare gesehen.

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  • So Matthias, da ich wieder daheim bin, habe ich mal geschaut. Das hier ist eine etwas jüngere A.glaucum. Ist unter den gleichen Bedingungen gewachsen wie die andere Acanthos, aber ist (noch) lange nicht so kugelig.

  • Danke dir! Dann scheinen die sich ja wirklich gerne zu strecken - und schon mag ich meinen glauken Säulen-Acantho noch mehr. ;)

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  • ....also, alles völlig normal.... ;)

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    Tom

  • Gestern, Fußgängerzone Erlangen, Friseurgeschäft und mal wieder ein Echinocactus grusonii. Zwar immerhin ein direkter Platz am Fenster, aber halt leider nur Nordseite:


    Wahrscheinlich für viel Geld im Baumarkt gekauft, damit man ihn jetzt so quält und verunstaltet...! :(
    Aber wer meint, dies sei schon schlimm genug, der sollte mal seinen Artgenossen am Schaufenster daneben sehen. Da hat man nämlich noch eine Steigerung eingebaut und dem armen Leidensgenossen ein Werbeplakat vor die Nase gehängt. Leider ist das Foto total verspiegelt, da ich aus einem ungünstigen Winkel hinter das Werbeplakat fotografieren musste:


    Eigentlich sollte man doch meinen, dass hier auch einer unbedarften Fachkraft aus dem Friseurgewerbe auffallen müsste, was die Ursache dieses doch etwas unansehnlichen Wuchses sein müsste... Interessiert aber niemanden - lebende Pflanzen sind schließlich auch nur Wegwerfware. Gehen solche Menschen eigentlich mit ihren Haustieren ähnlich um?

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  • Ich denke der Laie weiß nicht, dass es nicht so gehört..... da blutet das Herz des Kakteenfreundes aber das ist eben Unwissenheit.

  • Das sieht man doch. Allein die Logik gebietet bei der extrem unterschiedlichen Wuchsform zweier vorher halbwegs gleich aussehenden Exemplare, dass da irgendwas faul sein muss. Die Angestellten sehen die Misere doch auch täglich.

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  • dieses doch etwas unansehnlichen Wuchses


    Ja, unansehnlich für Kakteenkenner wie Dich, aber ich denke es ist so wie Babs es auch schreibt, die wissen nicht, dass das abartiger Wuchs ist, empfinden das womöglich noch als interessant... "och, guck mal, der eine wächst so schön in die Höhe, wie in Texas"...


    Ich muss ja gestehen, ich war auch nicht sooooo entfernt von dieser Denkweise... :( und ich lerne jetzt erst nach und nach wie Kakteen in ihrer natürlichen Form aussehen bzw. auszusehen haben...


    .

    lebende Pflanzen sind schließlich auch nur Wegwerfware. Gehen solche Menschen eigentlich mit ihren Haustieren ähnlich um

    Eindeutige Antwort: ja. Vor allem da, wo Lebewesen sich nicht äußern (können), geht die Quälerei manchmal monate- manchmal jahrelang vonstatten. Katzen und Hunde können maunzen, fiepen, jaulen, weinen, schreien, etc., eine Schildkröte leidet still uns stirbt bei nicht-artgerechter Haltung ganz ganz langsam...schrecklich ;( Und auch bei vielen Kleintieren ist es so, Kaninchen, Meerschweinchen und Co, können nicht so aufmerksam auf sich machen wie Hund oder Katz, und da ist es oft dasselbe Spiel. Markus war ja mal Tierheimleiter, daher kenne ich da so einige schlimme Geschichten ;( Und wenn man schon mit Tieren so umgeht, was will man da bei Pflanzen erwarten... :(

  • Warum legt man sich eigentlich ein Haustier zu, wenn man nicht in der Lage ist eine gesunde Beziehung dazu aufzubauen? Bei Pflanzen kann man noch sagen: Weil sie gut aussehen und dekorativ sind, aber bei Tieren? Gut, jetzt geht´s am Thema vorbei...


    Wenn man aber zwei gleiche Kakteen hat, welche so unterschiedlich wachsen, dann muss einen dies doch zu denken geben, oder? Zudem sieht man ja auch oft genug die runden, bedornten Kugeln im Baumarkt, welche auch so anders aussehen als die eigenen Staubfänger am Nordfenster.

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