Gymnocalycium meregallii Bercht, spec. nov. [neue Art]

Guten Tag Gast. Schön, dass Sie mal hereinschauen! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Sukkulentenforum"-Team.
  • Bei diesem Wetter bleibt einem nix anderes übrig, als in den diversen Zeitschriften oder Online zu schmökern - und siehe da -
    haben wir doch glatt eine neue beschriebenen Art übersehen:


    In Schuetziana 3 2012 1 wurde Gymnocalycium meregallii von Ludwig Bercht beschrieben und am 16.03.2012 erstveröffentlicht.
    Sie kommt vor in der arg. Provinz Córdoba, zwischen Lutti u. der Sierra de Comechingones, auf 1400–1800 m.
    Typus-Standort: 10 km östlich von Los Vallecitos, Holotyp-Feldnummer: MM 1200. (syn. LB 4313)
    Es ähnelt stark G. papschii, unterscheidet sich aber von diesem durch Bau Farbe und unterschiedlicher Größe der Blüte. Auffallendstes Merkmal ist aber die ständige Diözie (Zweihäusigkeit), d. h. entweder funktionierende Samen oder Narbe.
    Benannt wurde sie nach Massimo Meregalli.
    Natürlich gibt es aber wie so oft "Zweifler", einmal hier: Ivan Milt, der behauptet, es sei nur eine weitere Form des Kreises G. parvulum - calochlorum - capillaense, ebenso wie Jean-Jaques Houdre, der die Art zu G. papschii zählt, die wiederum von einigen zu G. erinaceum gestellt wird, aber lassen wir das...
    Man wird sehen, was die Zeit mit sich bringt und ob G. meregalli eine neue Art bleibt oder nicht.


    PS: Noch wird diese neue Art in keiner mir bekannten Samenliste zum Verkauf angeboten.

    Gruß Stefan

  • Auch ich hatte diese Neubeschreibung bisher übersehen, besten Dank an Stefan für Vorstellung. Interessant sind auch die Links zu den "Zweiflern".


    Ich habe jetzt auch ein wenig recherchiert, konnte aber auch keine Quelle ausfindig machen die Samen dieser Art anbietet.

    Gruß Markus

  • Zitat

    d. h. entweder funktionierende Samen oder Narbe.

    Du wolltest sicherlich schreiben:"..., d. h. entweder funktionierende Pollen oder Narbe." Die Samen kommen erst, wenn die Bestäubung funktioniert hat. 8)

  • Hallo Gymnofreunde,
    G. meregallii ist nicht die einzige Beschreibung dieses Taxons. Es wurde zeitgleich von Viktor Gapon & Gert Neuhuber als G. carolinense subsp. fedjukinii beschrieben. Jetzt liegt der Teufel in der Taxanomie: Beide Beschreibungen sind gültig!
    - Wer jetzt also G. meregallii als Art ansieht sollte auch diesen Namen benutzen. (Ist auch ein paar Tage eher publiziert worden)
    - Wer G. meregallii als subspec. zu G. carolinense sieht, kann diese Pflanzen aber auch als G. carolinense subspec. fedjukinii bezeichnen.
    Zu den Pflanzen:
    Sie gehören auf jedem Fall in den Formenkreis G. matznetteri (ex. G. bruchii var. brigitteae (Piltz)), und somit auch zu G. carolinense, wenn man diese Pflanzen als Art eigene ansehen will! (Alle anderen Spekulationen sind ohne jeglicher Grundlage- siehe z. B. Ivan Milt)
    Entdeckt hat diese Pflanzen jedoch Ralf Hillmann im Jahr 2005. Na ja, er ist halt kein Gymnolizist und hat sie nicht weiter bearbeitet. Sie wachsen in der Sr. Comenchigones auf ca. 1500 m mit G. andreae (jedoch etwas höher) und G. archirasense zusammen.
    Samen und Sämlinge wird es demnächst reichlich geben. Die Pflanzen sind sehr fertil, obwohl sie, wie in der ganzen Verwandtschaft, oftmals zweihäusig sind.
    Viele Grüße,
    Reiner

  • Das ganze klingt reichlich konfus!

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    Tom

  • Hallo Reiner,
    Deine Erklärungen sind nicht ganz richtig!
    Wenn es sich wirklich um das gleiche Taxon handelt, dann ist natürlich die erste Beschreibung (Gymno meregallii - da auch Stunden zählen) gültig und nicht die später erfolgte (Nomenklaturregeln!).
    Es spielt keine Rolle, ob ich dieses Taxon als eigene Art oder Subspezies ansehe. Wenn ich der Meinung bin, dass dieses Taxon eine Subspecies von Gymnocalycium carolinense ist, dann muß ich es neu beschreiben als Gymnocalycium carolinense subsp. meregallii. Es gibt in der Nomenklatur keine Wahlmöglichkeiten für den Nutzer, die Regeln stehen fest.
    Gymnocalycium carolinense subsp. fedjukinii ist auch kein Synonym von Gymnocalycium meregallii (wenn es sich um das gleiche Taxon handelt) sondern nur ein ungültiger Name.
    Tut mir leid, dass dieser Beitrag jetzt so formalistisch ist. Aber die von Thomas angesprochene Konfusion kommt daher, dass die Nomenklaturregeln nicht beachtet werden - und die sind gemacht, um Konfusionen zu vermeiden.


    Herzliche Grüße
    Norbert

  • Hallo Nobby,
    du hast vollkommen recht!
    Es wäre besser gewesen, wenn ich Viktor Gapon zitiert hätte (Tagung Eugendorf 2012). Er sieht es wirklich so, wie ich es versucht habe, es zu erklären.
    G. meregallii wurde zuerst beschrieben (und dazu noch auf Artrang!) und ist somit der gültige Name.
    Viele Grüße, Reiner

  • Wenn es sich wirklich um das gleiche Taxon handelt


    Genau da liegt der Haken: Ich habe mir jetzt nochmal die Ausgabe Gymnocalycium 25(4)2012 und Schütziana 2 2012 1 angeschaut. Wir sprechen da von völlig verschiendenen Arten, welche durchaus in (auf) der gleichen Sierra wachsen. Gapon & Neuhuber sprechen über eine Pflanze verwandt mit G. bruchii oder; Bercht & Meregalli über eine Pflanze aus dem Formenkreis von G. capillaense. Diese Pflanzen lassen sich durchaus gut voneinander unterscheiden und sind auf Artrang anerkannt. Ich finde, man sollte hier nicht "lumpen", lieber Reiner, sorry.
    Außerdem wurde "G. matznetteri" nie beschrieben, so weit ich weiß. Immer nur als Subspezies von z.B. G. andreae, G. bruchii, etc.

    Gruß Stefan

  • Hallo Ambroxol,
    leider kann ich erst jetzt antworten.
    Wir haben es hier nicht mit zwei verschiedenen Arten zu tun. Auch wenn die verschiedenen Autoren die Verwandtschaft unterschiedlich sehen, so haben sie doch die gleiche Pflanzenpopulation beschrieben! Das geben beide Autoren auch zu.
    Es trifft also das zu, was Nobby angesprochen hat (Wer zuerst da ist, mahlt zuerst). Demnach ist G. carolinense subspec. fedjukinii eine Doppelbeschreibung und somit ungültig! - Wir brauchen also gar nicht zu lumpen, da wir es nur mit einem gültig beschiebenen Namen zu tun haben.
    Herzliche Grüße,
    Reiner

  • Das geben beide Autoren auch zu.

    Asche auf mein Haupt, Reiner; ich gebe mich geschlagen. Und um mich ein wenig aus der Affäre zu ziehen, verweise ich auf mein an anderer Stelle geschriebenens Posting:


    Ob mein Geschreibsel nun aber Blödsinn ist oder nicht, sei jetzt mal dahingestellt

    Ich vergesse manchmal, dass mir ab und zu vielleicht ein paar Jährchen Erfahrung im weiten Feld der Gymno-Forschung fehlen. Ich bitte daher, es in Richtung "jugendliches Ungestüm" zu schieben und gelobe in Zukunft Demut.

    Gruß Stefan

  • Es trifft also das zu, was Nobby angesprochen hat (Wer zuerst da ist, mahlt zuerst). Demnach ist G. carolinense subspec. fedjukinii eine Doppelbeschreibung und somit ungültig! - Wir brauchen also gar nicht zu lumpen, da wir es nur mit einem gültig beschiebenen Namen zu tun haben.

    Nein, Nobby und Reiner, das ist falsch: Priorität gibt es nur auf gleicher Rangstufe. Beide Namen sind gültig beschrieben. Wenn man sie als Art anerkennt, heisst sie G. meregallii. Wenn man meint, dass es eine Unterart von G. carolinense ist, muss man den Namen G. carolinense subspec. fedjukinii verwenden.

  • Moin m_d(Wer das wohl ist?),


    und schon sind wir wieder bei der Konfusion, die doch sicher bei der IOS so nicht gewollt ist................... 8)

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    Tom

  • und schon sind wir wieder bei der Konfusion, die doch sicher bei der IOS so nicht gewollt ist...


    Was hat das mit der IOS zu tun? Die Regeln für die Benennung der Pflanzen werden durch den ICN bestimmt und dort ist geregelt, welche Namen wann Priorität erlangen. Alles andere ist taxonomische Einschätzung, die nicht durch ICN oder IOS zu regeln ist: Ist G. meregallii eine eigene, gute Art oder eben nur eine Unterart von G. carolinense? Da gibt es offensichtlich unterschiedliche Ansichten verschiedener Autoren und man mag dem einen oder anderen folgen.


    Gruß
    m_d

  • Oder so. Mir geht es nur darum, dass hier eine Regel zu Grunde liegt.
    Das das Kind einen Namen haben soll liegt ja in der "Natur" des Menschen, für mich reicht eine Feldnummer damit ich weiß, um welche Pflanze es sich handelt.

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    Tom

  • Da hab' ich ja was mit der übersehenen Vorstellung losgetreten...


    Gestern habe ich mir (wieder mal) den ICBN zur Brust genommen. Zwar nur das "Tokio-Protokoll" von 1993, dafür ist es aber auf Deutsch übersetzt und deswegen leichter zu lesen. Was aber nicht "verstehen" bedeutet. ;)
    Das ganze lief so in etwa ab: Kopfhörer auf mit Progressive Rock der Marke "Jethro Tull" und vor mir am Bildschirm 96 Seiten trockenste Paragrafen der Binomischen Nomenklatur...
    Fazit: Ich habe nicht gefunden, was unser neues Mitglied m_d behauptet und gehe, wie Nobby erwähnte, von dieser Prioritätsregel aus. Nach dem Motto: Wer zu spät kommt, den bestraft der ICBN.
    Egal, ob jetzt nun auf Artrang oder tiefer oder höher, oder etc.
    Wenn mich aber mein Gefühl nicht täuscht, wird mir "m_d" den entsprechenden Artikel um die Ohren hauen. Oder?

    Gruß Stefan

  • "Jethro Tull"


    :thumbup:
    Um die Ohren hauen?
    Priorität ist Priorität! Es reicht schon, dass sich immer mal wieder "wichtige Biologen" ihren eigenen Namen hinter neue "Umstellungen" setzen! X(

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    Tom

  • Hallo,


    es ist schade, wenn ich hier mit einer "Falschaussage" so viel Verwirrung gestiftet habe.
    Tut mit leid!
    Da ich nur halbwissend bin, kann ich nicht sagen, ob die Aussage "Priorität gibt es nur auf gleicher Rangstufe." falsch oder richtig ist.
    Aber m_d hat auf jeden Fall Recht, wenn er anmerkt, dass die IOS damit nichts zu tun hat. Die Nomenklaturregeln gelten für die gesamte Botanik - und da sind die Sukkulenten nur ein kleiner Teil.
    Wenn das mit der Priorität auf Rangebene stimmt, dann können wir nur hoffen, dass nicht ein findiges Kerlchen auf die Idee kommt und aus vielen beschriebenen Arten Unterarten mit neuen Namen macht. An das daraus resultierende Chaos bei den Pflanzen- und Samenlisten oder auch den Synonymlisten bei wissenschaftlichen Publikationen will ich lieber mal nicht denken.


    Viele Grüße
    Nobby