Zeitpunkt Nachwuchsentfernung

Guten Tag Gast. Schön, dass Sie mal hereinschauen! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Sukkulentenforum"-Team.
  • Hallo :)


    Ich habe eine unbekannte Aloe mit vielen Kindeln (grad in der Blüte), der es im Topf schon reichlich eng ist. Die Haworthia sind inzwischen auch in Platznot im aktuellen Topf. Bei denen wäre es evt an der Zeit?


    Dann wären noch eine Agave americana und eine Aloe Saponaria mit je 1 Kindl am Stamm.


    Und mein Sorgenkind, eine Agave Desmettiana mit 6-7 Kindern, die aber nicht am Stamm sondern verteilt aus der Erde wachsen. Leider finde ich nichts brauchbares über diese Gattung.


    Ich habe noch nie eine Aloe/Agave vermehrt und habe rege Panik davor, es tun zu müssen. Wahrscheinlich wird es der Nachwuchs nicht überleben ;(


    Meine erste Frage: Kann man den Nachwuchs unbesorgt an der Mutterpflanze lassen, oder beeinträchtigen die mit der Zeit das Wachstum der grossen? Ab wann muss ich die Kleinen entfernen? Wäre es im Herbst oder im Frühling besser? Geht ein Umtopfen immer ausserhalb der Winterruhe? Wie schwierig ist es, die Kindeln abzuschneiden oder etwas falsch zu machen?


    LG und Danke
    Larissa

  • Hallo Larissa,


    also zuerst einmal ein herzliches Willkommen hier von mir! Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast. :D


    Und jetzt zu deinen Kindeln: Du MUSST sie gar nicht abmachen. Sie beeinträchtigen die Mutterpflanze nicht. Es handelt sich hierbei ganz einfach um eine Form der vegetativen Vermehrung. Die Kindel sind sozusagen Klone der Mutterpflanze. Die generative Vermehrung (also Vermehrung durch Blüten und Bestäubung) ist insofern vorteilhafter, weil hier der Genpool der Pflanzen erweitert wird. Bei der vegetativen Vermehrung können ja nur die Gene der Mutterpflanze weitergegeben werden und die Pflanze geht hiermit auf Nummer Sicher, weil sie nicht auf Blüten und Bestäuber zählen muss. Soweit ein kleiner Ausflug in den botanischen Hintergrund deiner Kindel.
    Die Kindel aus der Erde werden übrigens von den Wurzeln aus ans Tageslicht befördert. Ein größerer Topf erspart das Kindel abtrennen!


    Wenn du die Kindel wirklich irgendwann abmachen willst, um Nachwuchs deiner Pflanzen zu haben, dann bitte nicht abschneiden! Vorsichtig ab- oder eben aus der Erde herausdrehen, dann wirst du im Normalfall schon die ersten Wurzeln an den Kindeln entdecken. Einfach in ein neues Töpfchen und der Rest ergibt sich fast von selbst. Wann du die Kinder von der Mutter trennst bleibt dir überlassen - nur in der Winterruhe wäre sicher nicht der beste Zeitpunkt.


    So, und jetzt hoffe ich, ich konnte dich wieder etwas beruhigen. Also überhaupt kein Grund zur Panik! 8o
    Noch Fragen? Immer gerne! Deine anderen Fragen hier werden sicher auch noch demnächst beantwortet werden. Schließlich haben wir ja einige Fachleute für die "anderen Sukkulenten" hier. ;)


    Viele Grüße!


    Shamrock (aka Matthias)

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Hallo Matthias


    Herzlichen Dank für das nette Willkommen! Wow... das klingt kompliziert aber auch sehr interessant. Bisher kenne ich mich nur mit der Genetik bei Tieren in der Zucht aus ^^
    Also entstehen die oft angebotenen Hybride von Aloen durch die Bestäubung. Da muss ich ganz doof fragen...passiert die generative indem man verschiedene Blühende Pflanzen zusammen plaziert und die Natur macht den Rest?
    Ich habe heute deinen Beitrag gelsen und konnte trotz grosser Angst nicht wiederstehen, einige Junioren meiner Lieblinge zu entfernen, um sie grosszuziehen :D
    Am einfachsten war es bei der Desmettiana, die 5 von 6 haben auch schon beachtliche eigene Wurzeln. Die unbekannte gefleckte Aloe war ähnlich. Die Americana hat es mir schwer gemacht. Mein Arm sieht aus wie nach einem kapitalen Krieg mit meinen Miezen, aber das Kindel ist unbeschadet ab.
    Bei den Haworthia war es schwierig, ich glaube 2 von 8 bei denen die zwischen den Blättern gewachsen sind, sind futsch. Der "Kern" ist an der Mutterpflanze geblieben und die Kindel am Stamm hohl ?(


    Ist das richtig, wenn ich jetzt die mit Wurzeln in trockenes Erdgemisch stecke und einige Tage nicht wässere? (Ich habe bei meinen Grossen ein eigenes gemisch 60% Erde 20% Sand 20% Kies)
    Und bei denen die keine Wurzeln haben, 3 Tage trocknen lassen und dann dasselbe?


    Danke und LG
    Larissa

  • Zum Bewurzeln prinzipiell richtig. Du kannst sie aber auch gerne ein paar Tage mehr trocken stehen lassen - schließlich sollen die Pflanzen ja auch so richtig zum Wassersuchen animiert werden! Grob gesagt so 10 Tage ohne Substrat trocknen lassen (bitte aufrecht zum Trocknen hinstellen wenn du keine Wurzeln an der Längsseite ansetzen willst) und dann nochmal 10 Tage im trockenen Substrat.
    Schade um die Haworthia-Kindel übrigens. Keine Ahnung was da schief ging...


    So, und dann noch zu den Hybriden und der Bestäubung: Prinzipiell passiert die generative Vermehrung natürlich durch die Natur in Form der Bestäuber(insekten). Wenn man aber eine bestimmte Art vermehren will oder eben eine bestimmte Hybride, dann sollte man sich lieber auf den Pinsel als auf vorbeifliegende Besucher verlassen!


    Ein einfaches Beispiel: Du hast mehrere verschiedene Pflanzen einer Gattung und diese kann man untereinander bestäuben (es wird also erfolgreich Samen angesetzt), dann hast du also Hybriden erzeugt. Jetzt gefällt dir eine dieser Hybriden besonders gut weil sie so besonders tolle Eigenschaften hat (besonders blühwillig, besonders schöne oder große Blüten, besonders pflegeleicht, besonders schöne Blätter, etc., etc.), dann will man doch gerade diese Hybride erfolgreich vermehren. Entweder eben durch Kindel (vegetativ) oder über die Blüten und Samen (generativ).
    Für die generative Vermehrung solltest du dir aber dann gut gemerkt haben, wer Papa-Pflanze und wer Mama-Pflanze war. Wenn du dich da auf die Natur verlässt, dann mischen dir die Hummeln und Co. wieder interessante Sachen zusammen aber nicht den Genpool, welcher deine tolle Hybride so besonders gemacht hast.


    Andersrum genauso: Eine seltene, besondere und artreine Pflanze, welche mit anderen Pflanzen der gleichen Art (eben artrein) weitervermehrt werden soll, sollte auch vor potentiellen Bestäubern bei der Blüte geschützt werden, da man nie weiß, was die sonst zusammenmischen. Da ist der Pinsel zuverlässiger.


    Ich hoffe, ich hab´s jetzt nicht zu kompliziert erklärt und am Ende noch Verwirrung gestiftet... :huh: Kompliziert ist es doch überhaupt nicht sondern eher logisch. Finde ich zumindest. Interessant ist es aber wirklich allemal! :D

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969